3 typische Glaubenssätze, die dich beim Sprechen blockieren

 
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Wenn du erfolgreich vor und mit anderen sprechen willst, kommt es nicht nur auf deine hörbaren Worte an. Ebenso entscheidend dafür sind deine Gedanken, deine Glaubenssätze und die Gespräche, die du innerlich mit dir selbst führst. Und zwar vor, während und nach der Sprechsituation.

Einige dieser inneren Sätze, Gedanken und damit verbundene Gefühle sind dir möglicherweise nicht dienlich. Wir alle denken quasi ununterbrochen und bewerten unsere Handlungen ständig. Soweit, so normal.

 

Bist du dir deiner Gedanken rund ums Sprechen bewusst? 

Problematisch kann das werden, wenn du dir dessen nicht bewusst bist, was du denkst. Oder wenn du dir bestimmte Glaubenssätze zurechtgelegt hast, mit denen du dir selbst erklärst, warum du lieber nichts sagst.

Ich wünsche mir aber, dass du dich äußerst. Ob im Meeting, auf einer Konferenz, im Gespräch mit Kund*innen oder in jeglicher Situation, in der du durch dein Sprechen mitgestalten und Veränderungen anstoßen kannst: deine Worte können einen Unterschied machen.

Deswegen gehen wir heute an einige typische Glaubenssätze ran, mit denen du beim Sprechen in der Deckung bleibst. Eben, weil sie dein Schweigen rechtfertigen. Klar, du musst nicht immer und zu allem was sagen. Auch wirkliches Zuhören kann ein Gespräch voranbringen und manchmal ist es eine Frage des richtigen Timings, wann du deine Stimme erhebst.

Doch die folgenden 3 typischen Glaubenssätze sollten nicht der Grund sein, warum du nichts sagst. Schauen wir sie uns miteinander an!

 

1. Gute Redner*innen werden so geboren (und ich habe eben kein Talent dafür).

Klar, wir Menschen sind alle unterschiedlich und verfügen über verschiedene Talente und Fähigkeiten. Und manche Leute können sehr gut reden, anscheinend ‚einfach so‘. Ja, vielleicht haben sie sogar von Haus aus ein besonderes Talent dafür, öffentlich zu sprechen.

Doch es kann auch sein, dass diese ‚guten Redner*innen‘ viel an Zeit und Übung investiert haben. Dass du sie an einem gewissen Punkt ihres Lebens sprechen hörst, an dem ihre Fertigkeiten des Überzeugens, Argumentierens und Begeisterns in besonderem Maße hörbar werden.

Zweifel, Lampenfieber und Fehlschläge gehören dazu. 

Was du nicht mit-hörst, sind all die vorangegangenen Momente: des Zweifels, des Lampenfiebers und der in-den-Sand-gesetzten Argumentationen. Und du weißt nicht, wie lange die begeisternde Rednerin, die du so bewunderst, ihren Vortrag geübt hat. Wie oft sie ihre Sätze umgestellt hat und wie häufig sie sich schon einer solchen Situation gestellt hat.

Niemand glaubt, dass gute Klavierspieler*innen oder Tänzer*innen ‚einfach so‘ zu ihren Fähigkeiten gekommen sind. Endlos geklimperte Tonleitern und kaputte Zehen sind dem Moment im Rampenlicht voran gegangen. Das wissen wir alle und denken es mit.

Vielleicht ist es beim überzeugenden Reden vor Publikum deswegen anders, weil wir alle eigentlich sprechen können. Wir können Sätze bilden, sie mit Sinn füllen und aneinanderreihen. Und da herrscht oft der innere Erwartungsdruck vor, dass das beim öffentlichen Sprechen genauso sein müsste. Dass das quasi ‚von selbst‘ gehen sollte. Doch:

Gute Redner*innen fallen nicht vom Himmel.

Wie bei allen Fertigkeiten stecken oft viel Übung und Herzblut hinter einer tollen Performance. Viele Momente des Ausprobierens, Machens und sich-Stellens.

Das Tolle daran ist: wenn gut-reden-können eine trainierbare Fähigkeit ist (und das ist es), dann kannst du das auch lernen. Das Ziel von Rhetorik-Training ist, dass du besser ausdrücken kannst, worum es dir geht. Du kannst lernen, verständlich zu sprechen und effektiver zu argumentieren. Es ist eine Sache von Übung und Erfahrung, die eigene Aufregung vor dem Sprechen in den Griff zu bekommen und zu merken: ‚ich kann trotzdem sprechen‘

 

2. Rhetorik ist manipulativ und ethisch nicht vertretbar. (Und deswegen beschäftige ich mich lieber nicht damit.)

Viele verstehen unter Rhetorik, mit brillanten Formulierungen zu glänzen oder zu allem etwas sagen zu können, das schlau klingt. Oder sie halten Rhetorik für eine Technik, die andere durch sprachliche Tricks und Kniffe überrumpelt.

Wenn ich fremden Leuten sage, womit ich mich beruflich beschäftige, höre ich oft: ‚Rhetorik? Dann kannst du sicher voll gut Menschen manipulieren.‘Nein. Kann ich nicht, interessiert mich auch nicht. Deswegen wirst du das von mir nicht lernen und es ist nicht das, worum es in der Rhetorik geht.

Trotzdem haben viele Menschen die Erfahrung gemacht, dass sie durch rhetorische Kniffe manipuliert wurden, ‚niedergeredet‘ oder zu etwas überredet wurden. Das alles schürt das Misstrauen gegenüber Rhetorik.

Es gibt Menschen, die sprachliche und sprecherische Tricks und Kniffe einsetzen, um anderen zu schaden. Das ist nicht ok und unethisches Verhalten.

Ich finde es wunderbar, wenn du wie ich ein klares inneres 'Nein' zu Manipulationen hast. Ich verstehe, wenn du deswegen vorsichtig mit oder kritisch gegenüber Methoden bist, die manipulativ eingesetzt werden können. Und klar: Rhetorik kann manipulativ wirken.

Öffentliches Sprechen hat was mit Verantwortung zu tun, mit sprecherischem Ethos. 

Schon in der Antike war man sich des manipulativen Potentials von Rhetorik bewusst. Auf Aristoteles geht deswegen das Ideal des ‚guten Menschen‘ zurück, der sich seiner Verantwortung beim öffentlichen Sprechen bewusst ist. Er hat 3 Aspekte rhetorischer Überzeugung formuliert: ich finde, sie sind heute aktueller denn je.

Logos beschreibt die Fähigkeit, Überzeugungen schlüssig zu argumentieren und sachlich darzustellen. Das lernst du, wenn du dich z.B. mit Rede-Aufbau oder Argumentation beschäftigst.

Mit Pathos ist die Fähigkeit gemeint, sich nicht nur in die Verstandeswelt, sondern auch in die Gefühlswelt der Hörer*innen hineinversetzen zu können. Darum geht es, wenn du die Perspektive deiner Zuhörer*innen einnimmst, um dein Sprechen genau auf sie auszurichten.

Ethos ist der Anspruch, glaubwürdig zu sein, gerecht zu handeln und sich gut zu verhalten: das ‚Gute‘ bemisst sich dabei am Umgang mit anderen Menschen und dem Gemeinwohl. Innere Haltungen und ein ‚moralischer Kompass‘ drücken sich dann klar in Körper und Stimme aus.

Rhetorik als eine Form der persönlichen Entwicklung. 

Wenn du deine rhetorischen Fähigkeiten ausbaust, entwickelst du also auch die eigene Persönlichkeit weiter. In der Rhetorik, wie ich sie verstehe, sind Inneres und Äußeres aufs Engste miteinander verbunden. Wenn du dich damit beschäftigst, erfährst du, wie du dich sprechend zum Ausdruck bringst und dabei kooperativ in Verbindung zu anderen Menschen trittst.

Du überzeugst andere Menschen, wenn du sie mit ihrer Perspektive auf die Welt ernst nimmst. Wenn du sie sprechend da abholst, wo sie gerade stehen. So kann Vertrauen entstehen und Veränderung beginnen. Dann wirkt Rhetorik verbindend und schafft Raum für wirkliche Verständigung und Kommunikation.

 

3. Reden ist Silber, Zuhören ist Gold (und das kann ich wirklich gut.)

Niemand wird gern niedergeredet und mit Meinungen, Befindlichkeiten und Informationen bombardiert. Dagegen schätzen wir es alle, wenn uns jemand wirklich zuhört. Wenn sich jemand Zeit nimmt, genau hinzuhören und ein offenes Ohr für Probleme hat.

Vielleicht fällt dir zuhören leichter, als selbst zu reden. Vielleicht bekommst du viel Anerkennung und Wertschätzung dafür, dass du eine gute Zuhörerin bist.

Und: das ist wunderbar und ein wichtiger Beitrag zu einer angenehmen Gesprächskultur. Solange du selbst deine eigenen Meinungen und dein Wissen auch ausreichend nach außen kommunizierst.

Denn ansonsten bietest du unter Umständen der Selbstdarstellung von anderen Personen eine Bühne, ohne selbst gehört zu werden. Etwa wenn sich ein bestimmter Kollege im Meeting immer besonders ausbreitet und 90% der Rede-Zeit beansprucht. Du hörst brav zu, nickst und bestätigst – aber wenn du selbst zum Zug kommen willst, bekommst du nicht das gleiche Maß an Aufmerksamkeit und Zugewandtheit zurück.

Wenn das passiert, ist es Zeit, etwas zu ändern. Denn jemandem zuzuhören ist immer auch eine Entscheidung und manchmal ein großes Geschenk. Mit deinem Einsatz an Aufmerksamkeit und Da-Sein sollte aufmerksam umgegangen werden.

Sprechen und Zuhören gehören zusammen. 

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Und manchmal ist eben auch Reden Gold. Gerade, wenn es darum geht, dass du deine Ideen richtig platzieren kannst. Dass du in einem bestimmten Bereich als Expertin wahrgenommen wirst. Wenn von deinem überzeugenden und engagierten Sprechen deine weitere berufliche Zukunft abhängt. Dann kommt es darauf an, dass du souverän das Wort ergreifen und überzeugend sprechen kannst.

Sprechen und Zuhören sind im Endeffekt zwei Seiten einer Medaille. Und beide Aspekte gehören zu gelungener Kommunikation dazu. Es ist wichtig, dass du einschätzen kannst, wann welche Fähigkeit gebraucht wird und dich wirklich weiterbringt.

Mit aufmerksamem Zuhören beeinflusst du das Klima im Raum und die Beziehungen zu deinen Gesprächspartner*innen. Und mit deinem Sprechen entscheidest du mit, in welche Richtung sich ein Gespräch entwickelt und wie deine Themen sich in Beruf und Gesellschaft verankern. Die Mischung macht’s.

 

 Wenn diese Glaubenssätze das nächste Mal in deinem Gehirn auftauchen...

Bewusstsein ist immer der 1. Schritt zu Veränderung. Wenn du also bei nächster Gelegenheit merkst, dass dich einer dieser 3 Glaubenssätze beim öffentlichen Sprechen blockiert: wunderbar! Dann hast du ihn schon mal bewusst wahrgenommen.

Jetzt kannst du ihm innerlich freundlich zunicken und sagen: ‚Guten Tag, Glaubenssatz. Ich höre dich.‘ Nach dem Prinzip: wahrnehmen, vorbei ziehen lassen. 

Und dann, das wünsche ich dir sehr, entscheidest du dich fürs Sprechen. Trotzdem und gerade deswegen.