Vorgestellt: 10 Fragen an Bettina Bergmann
In diesem Interview stelle ich dir Bettina Bergmann vor, eine spannende Coachin und Marketing-Expertin, die wirklich ‘spitz’ positioniert ist. Sie unterstützt Coaches dabei, online sichtbar zu werden und mit ihrer einzigartigen Persönlichkeit zu überzeugen.
Außerdem beschäftigt sie sich mit Storytelling, ist Resilienz-Trainerin und hat so einen positiven, humorvollen Blick auf die Welt, dass es eine Freude war, mich mit ihr auszutauschen.
Liebe Bettina, deine Website ist voll von Storytelling-Elementen und immer wieder sprichst du davon, dass es wichtig ist, die eigene Geschichte zu kennen. Was waren 3 der Fäden, die dich dahin gebracht haben, wo du heute bist?
Schön, dass du gleich zu Beginn des Interviews nach Storys fragst. Warum sind Storys so wichtig? Menschen lieben Geschichten. Geschichten unterhalten, veranschaulichen und bleiben länger im Gedächtnis als Zahlen, Daten, Fakten. Deshalb erzähle ich auch Storys auf meiner Über-mich-Seite.
Storytelling hat zwei Dimensionen: zum einen ist es ein weiteres Stück Persönlichkeitsentwicklung, wenn ich über die Geschichten meines Lebens nachdenke und überlege, was ich aus den Erlebnissen gelernt habe; zum anderen schaffe ich mit Geschichten aus meinem Leben eine Verbindung zu den Leser:innen meiner Website. Denn sie haben vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht. Wenn sie bei mir lernen wollen, bauen ehrliche Geschichten Vertrauen auf.
Zum Storytelling gehört auch eine bildhafte Sprache. Und jetzt komme ich zu den 3 Fäden, die du ansprichst.
Zuerst Lehrerin für Deutsch und Musik: über viele Jahre mein Traum. Bis ich herausgefunden habe, was mich wirklich reizt. Nicht Kommaregeln vermitteln oder Quintenzirkel erklären, sondern: In Gesichter schauen, sehen, wie es im Inneren aussieht und darauf reagieren: aufbauen, trösten, motivieren.
Dann in der Lehrerausbildung: mein nächster Step – Ich bringe mit Begeisterung angehenden Lehrer:innen bei, warum gute Beziehungen im Lehrerberuf das Wichtigste sind, und vor allem – wie sie die herstellen können. Wie sie mit jungen Menschen sprechen, damit sie sich gesehen, geachtet und geschätzt fühlen.
Jetzt Business-Coachin: Ich unterstütze Frauen bei ihrer Erfolgsreise in die Selbstständigkeit. Stärken und zu motivieren, ihre Mission zielstrebig und zuversichtlich zu verfolgen. Darum geht es mir.
Der goldene Faden durch mein Leben: Menschen ein Stück des Weges an die Hand nehmen, damit sie am Ende strahlen und leuchten. Das zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.
Du unterstützt Coaches bei Positionierungsfragen. Ein Satz, den ich dazu bei dir gefunden habe, ist: „Positionierung geht von innen nach außen.“ Was genau meinst du damit?
Lass mich ein bisschen ausholen: Ich habe mich vor etwa 5 Jahren nebenberuflich selbstständig gemacht. Von Coaching hatte ich Ahnung, aber Marketing? Ein extrem gut versiegeltes Buch… Aber: Zielorientiert wie ich so bin, wollte ich mich kundig machen. Was brauche ich, um online sichtbar zu werden?
Sicherlich kannst du dir vorstellen, wie schnell ich hier versunken bin im Meer der Angebote. Ich war völlig orientierungslos. Wo fange ich bloß an?
Deshalb blieb ich an einem Jahresprogramm hängen, das mir den Erfolgsweg versprochen hat. Die Positionierung stand am Anfang. Ist ja auch sehr sinnvoll. Was ist mein Thema? Mit wem will ich arbeiten? Wie sieht mein Angebot aus?
Ich war zufrieden – eigentlich. Was fehlte, habe ich erst kürzlich gemerkt.
Es gab keine Übung zu mir als Person: Wer bin ich? Was zeichnet mich aus? Wie unterscheide ich mich von all den anderen Coaches?
Heute weiß ich, dass ich mir ein paar Umwege hätte sparen können, wenn ich von Anfang an geschaut hätte, was meine Persönlichkeit kennzeichnet.
Denn: Die Persönlichkeit ist konkurrenzlos. Nur mit deiner Persönlichkeit wirst du zu einer überzeugenden Personenmarke als Coach. Und Persönlichkeit zeigst du übrigens auch mit Storys.
Deshalb geht Positionierung von innen nach außen. Erst wenn ich weiß, was das Besondere an mir ist, kann ich meinen Fingerprint in der Welt lassen.
Oft sieht man ja bei der Rückschau auf das eigene Leben den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wenn jedoch jemand für eine Website oder auch eine Präsentation mit Storytelling-Elementen arbeiten will, um die eigene Geschichte einzuweben – wie würdest du raten, vorzugehen?
Genau das, was du hier fragst, ist Teil meines Coaching-Business-Erfolgspakets. Bei mir starten die Coaches damit, in ihre Geschichten einzutauchen. Sie erinnern sich an Ereignisse in den verschiedenen Lebensjahrzehnten und reflektieren ihre Erkenntnisse. Hier geht es nicht nur um die großen Themen, die das ganze Leben umgeworfen haben, sondern auch um ganz kleine Ereignisse – manchmal ist es nur ein Satz einer wichtigen Bezugsperson, der in Erinnerung bleibt und wirkt.
Aus der Verbindung der Erlebnisse ergeben sich wunderbare goldene Fäden, die dann die Basis für die Über-mich-Seite sind. Und natürlich auch für jede andere Art von Content-Marketing (Posts in Social-Media, Blog-Artikel, Podcast…)
Story-telling: Storys haben wir jetzt, aber wie erzählen wir sie? Auch das gehört zu meinem Programm. Denn: Erzählen will gelernt sein. Alles, was wir mal im Deutschunterricht gelernt haben, können wir für Web-Texte vergessen – na ja, vielleicht bis auf Rechtschreibung und Grundlagen der Grammatik.
Ich durfte viel lernen. Von meinem Germanistik-Studium nützt mir vielleicht noch die Sensibilität für Sprache, aber stilistisch gelten im Internet andere Regeln.
Keine langen Einleitungen schreiben, sondern gleich einsteigen. Kurze Sätze. Lebhafte Details und sinnliche Eindrücke. Die Liste ist lang. Und: Mir hat es viel Spaß gemacht, Schreiben neu zu lernen.
Im Wort ‚Ansprache‘ steckt ‚Sprache‘ drin: Sowohl beim Schreiben als auch beim öffentlichen Sprechen geht es immer darum, die Sprache des Zielpublikums zu treffen. Wie denkst du, beeinflussen uns (männlich konnotierte) Sprachbilder wie ‚das fünfte Rad am Wagen‘, ‚Abschussrampe‘ oder ‚Siegerpodest‘ – und wie können wir zu Sprachbildern finden, die unser Publikum auch wirklich ansprechen?
Für erfolgreiches Marketing ist es vielleicht sogar der wichtigste Aspekt: die Zielgruppe richtig anzusprechen. Was heißt jetzt richtig? Für mich gibt es drei Aspekte, die hier eine Rolle spielen:
1. Das Thema: Ich muss präzise wissen, was meine Lieblingskundin beschäftigt. Wo drückt der berühmte Schuh? Was sind die Themen, die besonders relevant sind?
2. Die Emotion: Was fühlt meine Leserin? In welcher Stimmung oder in welcher Gefühlslage ist sie? Welche Verbesserung erhofft sie sich vom Coaching?
3. Die Sprache: Die leisen und innenorientierten Menschen brauchen eine andere Ansprache als die Machertypen. Deshalb ist es für eine gute Ansprache extrem wichtig, die Zielkundin gut zu kennen. Und hier komme ich auch zu den Sprachbildern. Für mich war schnell klar, dass ich gerne mit Frauen arbeiten möchte. Weil ich selbst eine Frau bin, weiß ich besser, wie Frauen ticken. Und: Frauen reagieren auf eine andere Bildsprache. „Das fünfte Rad am Wagen“ oder „die Abschussrampe“ sind für mich eher männlich, „Glitzerschuppen“ dagegen eher weiblich.
Genauso wichtig wie das Sprechen und Senden nach außen ist auch das ‚innere Gespräch‘. Gerade am Anfang eines neuen Projekts oder am Beginn einer Selbständigkeit stehen oft große Zweifel, begleitet von harschen inneren Sätzen: „Das schaffst du nicht.“ / „Was alles schief gehen könnte …“ Wie können wir es schaffen, gerade in Phasen von Unsicherheit und Neuanfang freundlich mit uns selbst zu sprechen?
Ich weiß noch genau, als nach dem Abi meine Tante zu mir sagte: „Musikstudium? Das schaffst du nicht.“ Diese Tante leitete die Musikschule in Essen und ihr Urteil traf ins Mark. Ich wäre aber nicht Bettina, wenn ich es nicht trotzdem versucht hätte. Und nicht nur versucht, sondern sehr erfolgreich geschafft.
Merkst du was? 😉 Storytelling…
Es sind nicht immer nur die inneren Stimmen, die einen behindern. Manchmal ist es auch die krasse Bremse von außen – wie eben bei meiner Tante.
Als ich Ende der 80er nach Peru und Bolivien wollte, hörte ich viele warnende Sätze:
„Da gibt es doch noch die Guerilla-Organisation Sendero Luminoso – viel zu gefährlich.“
„Du wirst bestimmt krank. Jeder erzählt doch von Montezumas Rache.“
„Oder du wirst überfallen… nicht auszudenken.“
All das konnte mich nicht hindern. Welch ein Glück. Sonst hätte ich jetzt keine Erinnerung an die faszinierenden Anden, Machu Picchu oder die unglaubliche Weite des Titicacasees.
Wie habe ich es geschafft? Nicht nur freundlich mit mir selbst zu sprechen, sondern mich auch gegen kritische Stimmen von außen zu wehren?
Ich habe mich immer sehr konsequent gefragt: Was ist mir wirklich wichtig? Was kann ich gut? Wo erlebe ich dieses ungebremste Wow-Gefühl? Das sind die drei Leitfragen, die mir Orientierung für viele Entscheidungen gegeben haben. Und es ist ein Kraftspender, wenn ich mir diese Fragen ehrlich beantworte.
Das Leben besteht aus Routinen: Wir alle checken regelmäßig unsere Mails oder räumen immer wieder den Geschirrspüler aus. Dabei vergessen viele, dass auch Dinge Routinen werden dürfen, die uns guttun. Um langfristig stabil zu sein und resilient zu werden – welche geistigen (oder körperlichen) Routinen können uns dabei unterstützen?
Liebe Beatrix, das ist eine sehr wertvolle und wunderbare Frage. Du weißt ja, dass ich auch Resilienz-Trainerin bin. Von daher könnte ich jetzt hier Romane schreiben. Ich versuche mal die Kurzfassung.
Das Wichtigste ist der regelmäßige Blick auf etwas Positives. Was läuft gut? Was habe ich Erfreuliches bei einem Menschen in meiner Umgebung beobachtet? Und immer wieder auch: Was ist mein Anteil daran, dass es gut lief?
Wenn ich erlebe, dass ich etwas Positives bewirken kann, macht mich das innerlich stark. Ich lerne immer mehr, mir selbst zu vertrauen und kann dann auch besser mit Rückschlägen oder Misserfolgen umgehen.
Du fragst nach Routinen: Mit der Hand in einem schönen Buch jeden Abend aufschreiben, was am Tag ein Glück- oder Erfolgsmoment war. Das Schreiben mit der Hand wirkt intensiver und durch die regelmäßige Wiederholung lernt mein Gehirn: Muss wohl stimmen.
Viele Menschen machen sich Gedanken darüber, wie sie mit anders tickenden Menschen umgehen sollen oder wie sie von anderen wahrgenommen werden. Du arbeitest auch mit dem LINC Personality Profiler – inwieweit kann so ein Test-Tool uns helfen, uns ‚besser zu sehen‘ und in welchen Kontexten setzt du es ein?
Der LINC Personality Profiler ist ein wissenschaftlich fundiertes Instrument zur Persönlichkeitsanalyse. Der LPP ermittelt die Big Five (Charakterdimensionen), die zentralen Motive und die Kompetenzen.
Anders als bei vielen anderen Tests bekommen die Anwender:innen in einem Report nicht nur Hinweise zu ihrer eigenen Persönlichkeit, sondern auch Anregungen, wie sie mit Menschen umgehen, die so ganz anders sind als sie selbst. Oder wie sie mit ihrem Profil von außen wahrgenommen werden – positiv und auch kritisch.
Ich nutze den LPP für den Einstieg in die Selbstständigkeit. Es gibt nämlich z.B. auch ein Tiefenprofil Gründung, das genau die Kompetenzen hervorhebt, die für die Selbstständigkeit besonders bedeutsam sind. Ein Beispiel: „Überzeugungsvermögen“ ist eine sehr relevante Kompetenz, wenn ich ein eigenes Business habe. Ich muss regelmäßig Interessent:innen zu Kund:innen machen. Und das geht am besten, wenn diese Kompetenz gut ausgeprägt ist. Der LPP kann also Hinweise geben auf ganz spezifische Entwicklungsfelder. Das könnte man grundsätzlich auch im Coaching herausfinden, aber nicht so schnell und auch nicht so systematisch. Deshalb schätze ich den LPP sehr beim Aufbau der eigenen Selbstständigkeit.
Veränderungsprozesse dauern manchmal etwas länger. Da ist der Wunsch nach dem ganz schnellen Erfolg oder den sofort wirkenden Tipps verständlich. Du glaubst dennoch an die ‚kleinen Schritte‘ und ans Prinzip von ‚zuerst-nach-innen-schauen‘. Warum denn das – und würde sich der ‚Short-Cut‘ nicht noch besser verkaufen?
Sehr heißes Thema! Regelmäßig fünfstellig verdienen, von 5k auf 20k skalieren, bald die erste Million – ich finde dieses Marketing unerträglich. Sorry, ich bin ein Mensch, der eher vorsichtig Vor- und Nachteile abklopft, aber bei diesem Thema bin ich sehr eindeutig. Ich finde diese Art Marketing fast schon unseriös.
Warum? Es wird mit Träumen gespielt. Unternehmer unter Palmen, die dicke Rolex am Arm, den Laptop neben dem Drink. Das ist ganz klar nicht meine Spielwiese – auch wenn ich gerne mal unter einer Palme liege.
Ich glaube, dass es keinen wirklichen „Short-Cut“ zum Erfolg gibt. Ein Business-Aufbau ist Arbeit. Versuch und Irrtum. Ausprobieren, Erfahrungen sammeln, Misserfolge abhaken, Erfolge feiern. Es braucht eher einen Mindshift in die Richtung, dass es auch Arbeit sein darf.
Anstrengung ist gut. Anstrengung wird vom Körper sogar belohnt. Denk doch an die Dopamin-Ausschüttung nach einer Bergtour oder einem Marathon. „Easy going“ bringt keine so große Freude.
Ich verkaufe „authentisches Marketing“, bin ehrlich und mache sogar meine Strategien transparent. Coaches wollen ja schließlich Marketing bei mir lernen. Und zu dieser Ehrlichkeit gehört auch, dass ich nicht den Über-Nacht-Erfolg verspreche, sondern kontinuierliches Wachsen: im Innen und im Außen – und das in kleinen Schritten.
Und wo bleibt denn da die Leichtigkeit? Wie können wir, auch wenn wir den ‚ganzen Weg‘ gehen, das mit Mut und (innerer) Leichtigkeit machen?
Gut so. Lass uns von der „Arbeit“ zurück zur „Leichtigkeit“ schwingen. Die Leichtigkeit kommt, wenn das Fundament gut gemauert ist. Ich spüre das gerade ganz deutlich. Seit ich meine Positionierung klar habe und genau weiß, dass ich Coaches am Anfang der Selbstständigkeit dabei unterstütze, ihre Personenmarke zu entwickeln und zur ersten Wahl für ihre Lieblingskund:innen zu werden… seit diesem Moment ist alles leicht.
Ich weiß, was ich posten soll. Ich weiß, worüber ich Podcast-Folgen mache. Ich erlebe Gespräche, die fließen.
Ich spüre Leichtigkeit – obwohl ich das nie so schreiben würde, weil Leichtigkeit ein Buzzword ist: in aller Munde und deshalb ziemlich ausgelutscht.
Nun noch ein Wort für all die Perfektionistinnen da draußen, die endlos ihre Texte polieren, Grafiken immer wieder neu machen oder stundenlang an der Powerpoint-Präsentation sitzen. Die sich also, auf die eine oder andere Art, ‚hinter dem Vorhang verstecken‘: Wie kann man dieser Perfektionismus-Falle entgehen – und was stattdessen setzen?
Ich mach’s kurz:
Mach dir klar: Es gibt keine Perfektion. Und das ist auch gut so.
Lerne deine Fehler zu lieben – es sind super Lernchancen.
Vergleich dich nicht ständig mit anderen.
Zweifel nicht dauernd an dir selbst. Mach dir deine Stärken bewusst – du hast sie.
Und zum Schluss ein Tipp, wie du das Ganze gut umsetzen kannst. Nimm dir jeden Tag ein bisschen Zeit für innere Ruhe. Du weißt bestimmt, was dir guttut: einen duftenden Tee genießen, Musik hören, auf einer Bank im Wald sitzen – mach etwas, das dich ganz in der Gegenwart verankert. So kannst du entspannen und es fällt dir viel leichter, dich von dem angespannten „das muss perfekt sein“ zu verabschieden. Viel Freude dabei!