Wie du deine Rede perfekt vorliest

 
Rede vorlesen. Rhetorik Training.png
 

Wenn du deine Rede vorlesen willst, zeige ich dir, wie du es richtig toll machst. Natürlich empfehle ich das freie Sprechen mit Stichwortzettel. Aber ich verstehe auch, dass du deine Rede lieber ausformulieren und vorlesen willst.

 

Vorteile beim Vorlesen der Rede

Deine Rede vorzulesen kann wie ein ‚Sicherungsseil’ funktionieren. Du hast alles wortwörtlich vor dir. Du kannst keine wichtigen Gedankengänge oder Sachverhalte vergessen und sagst deswegen alles, was dir wirklich wichtig ist. Und die Gefahr von Blackouts wird verringert.

 

Eine Rede vorzulesen ist eine beliebte Vorgehensweise.

Die Mehrheit der Redner*innen treffen die Entscheidung, ihre Rede vorzulesen: in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und zu privaten Anlässen wird überwiegend vom Blatt gelesen.

Nicht jede*r kann oder möchte frei sprechen. Zudem waren fast alle berühmten Reden der Weltgeschichte auch Manuskriptreden: sie wurden also vorgelesen. Beim Vorlesen der Rede gibt es nur einige Dinge zu beachten, denn diese Vorgehensweise ist nicht ohne Fallstricke.

 

Wenn die Rednerin beim Vorlesen im Text verschwindet...

 Vielleicht hast du es als Zuhörerin schon erlebt: eine Person  kommt auf die Bühne, legt einen Zettelstapel vor sich aufs Pult, wirft einen letzten Blick ins Publikum – und verschwindet im Text.

Sie beginnt die Rede vom Blatt zu lesen. Anfangs hörst du ihr noch hoch motiviert zu, dann beginnt die Aufmerksamkeit abzuschweifen. In der Folge zieht ein Großteil des wahrscheinlich spannenden, stundenlang ausgearbeiteten Vortrags an dir vorbei.

Gesprochene Sprache funktioniert anders als gelesene. 

Was kann der Haken beim Vorlesen einer Rede sein? Geschriebene Sprache wird grundsätzlich anders aufgenommen als gesprochene.

Als Leserin liest du den Absatz eines Artikels einfach ein zweites Mal, wenn du ihn beim ersten Mal nicht verstanden hast. Als Zuhörerin bist du jedoch darauf angewiesen, dass die redende Person dich in ihre Gedankenwelt mitnimmt.

 

Wie das Vorlesen einer Rede die Distanz erhöht

Alles Sprechen sollte auf die Zuhörenden ausgerichtet sein. Ansonsten schafft Ablesen einer Rede besonders schnell eine Distanz zwischen Sprecherin und Publikum.

Die Rednerin versucht, ihre in Schriftsprache geschriebenen Sätze möglichst fehlerfrei vorzulesen. Das an sich ist ja schon nicht einfach. Gedanken wie ‚Bloß nicht die Zeile verlieren, über diesen Gedanken ohne Holpern drüberkommen’ können die Folge sein.

 

Warum das Publikum beim Vorlesen einer Rede oft verloren geht

Dadurch gibt es wenig Blickkontakt, wenig direkte Ansprache und wenig Interaktion zwischen Rednerin und Publikum. So verabschieden sich die Hörer*innen langsam in die eigenen Gedankenwelten oder wenden den Blick auf das Handydisplay.

Und was passiert, wenn die Rednerin merkt, dass ein Teil des Publikums mit der Aufmerksamkeit woanders ist?

Die Verunsicherung steigt an. Sie hält sich umso mehr an ihrem Manuskript fest, möchte einfach nur noch durchkommen.

Deswegen spricht sie schneller. Noch weniger Leute im Publikum können folgen. Die finden ihre neuen Mitteilungen am Handy jetzt auch spannender. Ein Teufelskreis...

 

Was du konkret tun kannst, um deine Rede besser vorzulesen

Du kannst natürlich etwas tun, damit du nicht in diese unangenehme Spirale beim Vorlesen der Rede hinein gerätst.

Und zwar in jeder Phase der Vorbereitung und des Vortragens.

Dadurch erhöhst du deine Verständlichkeit und sicherst dir die Aufmerksamkeit deines Publikums.

Nach dem Motto: wenn du deine Rede vorliest, dann mach es sehr gut! 

 

1. Schreibe deine Rede für dein Publikum. 

Schreib deine Rede mit dem gesprochenen Wort im Ohr. Wie würdest du’s  dem Publikum sagen?

Versuche, klar und prägnant und verständlich zu formulieren. Gesprochenes zeichnet sich durch kurze Sätze aus. Vermeide unbedingt komplizierte Schachtelsätze.

 

2. Lerne deinen Rede-Text mit allen Facetten kennen.

Wenn du fertig formuliert hast, dann lies die Rede laut vor. Das kannst du allein machen – oder du suchst dir ein Probe-Publikum.

So erkennst du sofort, wo du sprachliche Stolpersteine eingebaut hast. Und dir fallen Sätze auf, die einfach nicht in den Mund gehen.

Da du das in dieser Phase der Vorbereitung entdeckst, hast du noch genügend Zeit, neu zu formulieren.

Gleichzeitig bist du sofort anders aktiviert, wenn auch nur eine einzige Person vor dir sitzt. Dadurch tust du alles, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und zu halten. Das wirkt sich positiv auf deine Verständlichkeit und letztendlich auf deine Sicherheit beim Sprechen aus.

 

3. Achte auf deinen Körper- und Sprechausdruck.

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Begib dich beim Proben in die körperliche Position, in der du beim Auftritt auch sein werden. Hinter einem Rednerpult sprichst du anders, als frei im Raum stehend oder an einem Tisch sitzend.

Achte beim Vorlesen deine Rede besonders auch darauf, dass du Pausen machst und deine Stimme am Ende des Satzes senkst. Für dein Publikum sind deine Inhalte neu.

Deine Zuhörer*innen brauchen Zeit, dir zu folgen und das Gehörte zu verarbeiten. Deine Verständlichkeit erhöhst du zusätzlich, wenn du am Ende eines Satzes bewusst die Stimme nach unten führst.

 

4. Geh fokussiert in den Auftritt.

Mach dir vor dem Auftritt noch mal deine innere Haltung klar.

Wo bin ich? Warum rede ich?  Was ist mein Ziel: was will ich mit meinen Worten konkret erreichen? 

Fokussiere dich dann auf deine Zuhörer*innen. Für wen rede ich? Was soll mein Publikum davon haben?

Gutes Vortragen und Vorlesen ist Kopfarbeit und eine Frage der Einstellung.

 

5. Baue bewusst Blickkontakt mit deinem Publikum auf.

Und dann, ganz wichtig: wenn Du mit deinem Rede-Manuskript vor deinem Publikum stehst, bau bewusst Blickkontakt auf!

Löse dich immer wieder mal von deinem Vortrag und schau die Leute, die dir zuhören, direkt an. So fühlen sie sich mehr angesprochen und bleiben mit ihrer Aufmerksamkeit bei dir.

 

Vorgelesene Reden und Vorträge können spannend sein, das Publikum bewegen und begeistern. Das klappt, wenn du jede Phase der Vorbereitung danach ausrichtest, was du den besonderen Menschen, die dir zuhören, erzählen willst – und warum.