Vorgestellt: 10 Fragen an Sibylle Tormin

 
 
 

Hier stelle ich dir meine Kollegin & Kooperationspartnerin Sibylle Tormin vor, die ab Mai 2021 das Seminar ‘Stimme entfalten - stimmig klingen’ hält. Dieses Rhetorikseminar mit dem Schwerpunkt Stimmentwicklung ist Teil des DGSS-Rhetorikzertifikats; und kann auch einzeln gebucht werden.

Sibylle und mich verbindet vieles: Beide haben wir einen Theaterhintergrund, beide lieben wir das Unterrichten, beide leben wir seit vielen Jahren in Berlin. Doch vor allem eint uns die Freude an Fortbildung & Weiterentwicklung.

So lernte ich Sibylle flüchtig kennen, als ich eine Weiterbildung am ‘Institut Schlaffhorst-Andersen’ machte, das sie in Bad Nenndorf leitet. Vorher hätten wir uns auch an der Universität Regensburg begegnen können, an der wir beide den Masterstudiengang ‘Speech Communication & Rhetoric’ besucht haben - allerdings durch einen Jahrgang und unterschiedliche Seminar-Taktungen getrennt. ‘Richtig’ begegnet sind wir einander dann auf einer Tagung der DGSS (Deutsche Gesellschaft für Sprechwissenschaft & Sprecherziehung) - und sind seitdem im Gespräch geblieben.

Sibylle ist ein absoluter ‘Stimm-Profi’ - und ich freue mich sehr, dass ich sie für die überarbeitete Version des Moduls 4 mit dem neuen Titel ‘Stimme entfalten - stimmig klingen’ gewinnen konnte. Dadurch liegt in dem Seminar ein noch deutlicherer Fokus auf der Entwicklung & Entfaltung von Frauenstimmen. Sibylle hat jahrelange Erfahrung damit, Menschen zu trainieren, die ihre Stimme professionell nutzen wollen. Die Leidenschaft für authentisch klingende Stimmen begleitet sie schon ihr ganzes Berufsleben.

Ich habe Sibylle 10 Fragen gestellt, durch die du einen Einblick in ihren beruflichen ‘Weg mit der Stimme’ bekommst. Vorhang auf!

 
  1. Kannst du dich noch an dein ‚allererstes Mal vor Publikum‘ erinnern? Wie war das für dich?

Nicht das allererste Mal, aber es war eine der ersten Schultheaterproduktionen, bei denen ich mitspielte, ungefähr in der 8. Klasse: Ich hatte während der Endproben eine Kehlkopfentzündung und habe es trotzdem bis zum letzten Satz der Premiere durchgezogen.

Am Ende des Stückes fiel der Vorhang, ich wollte etwas zu meinen Mitspieler:innen sagen und … es kam kein Ton mehr aus meinem Mund. Obwohl ich eben noch laut und vernehmlich Richtung Publikum gesprochen hatte!

Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass unser Körper manchmal in der Lage ist, Dinge zu leisten, die eigentlich gar nicht mehr möglich sind. Dass die Stimme besonderer Aufmerksamkeit bedarf, habe ich leider trotzdem erst viel später begriffen.

Davon abgesehen war es natürlich großartig: Ich konnte Applaus immer absolut genießen.

 

2. Du kommst (wie ich) ursprünglich ‚vom Theater‘: Was hat dich da hingezogen?

Laienpsychologischer Erklärungsversuch: Ich war das jüngste von vier Geschwistern und dabei das einzige Mädchen in einem wohlsituierten Hamburger Haushalt, mit Zugang zu Literatur und Theater. Ich hatte einerseits viele Freiheiten und Möglichkeiten, mich auszudrücken, zum anderen brauchte ich wohl auch Wege, „gesehen“ zu werden.

Das „mich-Spüren“, und auch das mich körperlich und stimmlich Exponieren waren mir ein großes Bedürfnis. Daher war der Weg auf die Schauspielschule damals völlig konsequent.

 
Sibylle Tormin: Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin, Sprecherzieherin (DGSS), MA Speech Communication & Rhetoric, Dozentin, Schauspielerin … und Trainerin des Seminars ‘Stimme entfalten - stimmig klingen’ (DGSS-Zertifikat, Modul 4)

Sibylle Tormin: Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin, Sprecherzieherin (DGSS), MA Speech Communication & Rhetoric, Dozentin, Schauspielerin
… und Trainerin des Seminars ‘Stimme entfalten - stimmig klingen’ (DGSS-Zertifikat, Modul 4)

3.    Wodurch bist du schließlich auf die Schule Schlaffhorst-Andersen aufmerksam geworden?

Nach ca. 15 Jahren an verschiedenen Theatern liebte ich zwar die Zugehörigkeit zu dieser Welt, aber die Extrovertiertheit hatte irgendwann genug Futter erhalten und trat in den Hintergrund. Außerdem wurde es zunehmend schwierig, als Frau, die auf die 40 zuging, noch Engagements als Schauspielerin zu erhalten.

In dieser Situation machte mich meine heutige Schwägerin auf die Schule, in der Atem-, Sprech- und Stimmlehrer:innen ausgebildet werden, aufmerksam, da sie viele Absolvent:innen kannte.

Mich überzeugten sofort der ganzheitliche Ansatz und das Prinzip der Dreiphasigkeit: Dass es neben Einatmung und Ausatmung als gleichwertige dritte Phase die Atempause gibt. Dieser Ansatz der „Pause“ nach muskulärer Kontraktion und Dehnung ist auf viele andere Lebensbereiche übertragbar und die Art der Regeneration kann vielfältig eingesetzt werden.

 

4.    Wie hat diese Art der Stimmarbeit deinen weiteren Weg geprägt?

Ich konnte alles, was ich durch das Schauspielen über Sprechen und Stimme wusste, nun besser durchdringen, mit medizinisch-therapeutischem Wissen ergänzen und zu etwas Vollständigem abrunden.

Außerdem stellte ich fest, dass ich für mein Leben gern unterrichte. Ich wurde im Anschluss an die Ausbildung gleich als Dozentin der Schule übernommen und möchte auf keinen Fall zurück in die Schauspielerei.

 

5.    Du hast dich neben deiner Lehrtätigkeit permanent weitergebildet – etwa an der Universität Regensburg. Was hat dich dazu bewogen, dieses berufsbegleitende Studium zu machen?

Das Bedürfnis, mein Hirn noch mal ganz anders zu fordern und meine Kenntnisse noch mehr zu erweitern. Dort im Masterstudiengang habe ich die Rhetorik als weiteren Baustein entdeckt. Hier konnte ich der technischen Frage „WIE spreche ich wirkungsvoll?“ viele inhaltliche Aspekte hinzufügen.

 

6.    Welche war die beste Entscheidung in deiner beruflichen Laufbahn?

Die Ausbildung zur Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin an der Schule Schlaffhorst-Andersen zu machen. Dadurch wurde alles, was ich bisher mit Stimme und Sprechen zu tun hatte (und was ich später noch dazulernte), gebündelt und in eine klare Richtung gebracht.

 

7.    Wir hören Menschen zu – und machen uns ein Bild von ihnen, oft unbewusst. Wie beurteilst du diesen Zusammenhang zwischen der Zuschreibung persönlicher und stimmlicher Eigenschaften beim Sprechen?

Oft ist dieser Zusammenhang berechtigt und verblüffend zutreffend. Aber viele Menschen, vor allem Frauen, bleiben in ihrer stimmlichen Ausdruckskraft unter ihren Möglichkeiten und werden dadurch unterschätzt.

Ich finde das vergleichbar mit dem äußeren Erscheinungsbild: Ich gehe ja auch nicht ungekämmt, mit roten Flecken im Gesicht und meinen bequemsten Freizeitklamotten in ein professionelles Meeting, nur weil ich weiß, dass ich inhaltlich unangreifbar bin!

 

8.     Viele Frauen empfinden ihre eigene Stimme als zu leise, zu quietschig, zu hoch – als problematisch. Was kannst du ihnen sagen, um ihnen Mut zum ‚neuen Kennenlernen‘ der eigenen Stimme zu machen? Und: Kann frau durch gezieltes Stimmtraining tatsächlich kompetenter wirken?

Ja, das kann sie! Es ist mir ein großes Bedürfnis, Menschen und insbesondere Frauen klarzumachen, dass wir unserem Stimmorgan nicht machtlos ausgeliefert sind, sondern dass die Stimme trainierbar ist. Ihr Klang ist nicht nur naturgegeben, sondern von der Art abhängig, wie wir sie benutzen.

Wir haben viele verschiedene Stimmklänge, bzw. Nuancen im Stimmklang, und haben es selbst in der Hand, welche wir in welchen Kontexten anwenden – ohne dabei an Authentizität einzubüßen.

Und es gibt eben Untersuchungen darüber, welche Aspekte des Stimmklangs in professionellen Kontexten für die Zuschreibung von Kompetenz verantwortlich sind. Das können wir uns zunutze machen, damit das „Gesamtpaket“ stimmt!

 

9.    Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?

Genau das, was in der vorigen Antwort angeklungen ist: Wenn Menschen erkennen, wie wandelbar ihre Stimme ist, ohne dass sie „verstellt“ wird. Wie unterschiedlich gleiche Texte oder gleiche Inhalte wirken können, wenn man stimmlich-sprecherisch variiert. Und wieviel Spaß es machen kann, die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.

 

10.    Welches Lied oder Gedicht sitzt besonders ‚in deinem Ohr‘?

Sibylle Tormin und Beatrix Schwarzbach: Uns verbindet vieles - und ich bin froh, Sibylle als Kollegin, Freundin und absolute Stimmexpertin an meiner Seite zu haben.

Zwei Monologtexte ploppen bei der Frage in meinem Hirn auf, die ich nach über 30 Jahren immer noch Wort für Wort zusammenkriege. Den einen hatte ich seit der ersten Bewerbung fürs Vorsprechen an Schauspielschulen auswendig gelernt: „… Da kam der Frühling; es ging überall etwas um mich vor, woran ich keinen Teil hatte …“, die Marion aus Dantons Tod von Georg Büchner, eine sehr sinnliche Rolle.

Der zweite ist aus der Jungfrau von Orleans, Friedrich Schiller: „Die Waffen ruhn, des Krieges Stürme schweigen, auf blut’ge Schlachten folgt Gesang und Tanz …“.

Auf einer Frankreichreise während der Schauspielschulzeit habe ich mich mit meiner Freundin in Orléans vor die Kathedrale gestellt und bei strömendem Regen die Verse laut rezitiert (siehe die oben erwähnte Extrovertiertheit).

 

Vielen Dank, liebe Sibylle Tormin! Ich freue mich sehr auf unsere Zusammenarbeit & auf noch mehr klingende Frauenstimmen!

Hier kannst du dich direkt für das Seminar ‘Stimme entfalten - stimmig klingen’ anmelden.