Erfolgreich selbständig ohne Social Media: Mein Erfahrungsbericht
Ich nutze keine sozialen Medien für mein Marketing mehr. Nach und nach habe ich ihnen allen ‚Lebewohl‘ gesagt – und es geht mir ausgesprochen gut damit.
Wie wahrscheinlich die meisten Einzelunternehmer:innen dachte ich auch, dass Social Media zur Selbständigkeit einfach dazugehört. „Da muss man einfach sein, wenn man selbständig ist.“ Oder: „Ohne Social Media geht es nicht…“
Heute sage ich: „Klar geht das ohne Facebook, Instagram und Co! Sehr gut sogar!“ Doch so überzeugt war ich nicht immer.
Ich muss alle Social Media Plattformen bespielen. Immer.
Im Gegenteil: Anfangs dachte ich, ich müsste alle Social Media Plattformen bespielen, um online sichtbar zu werden und um Kund:innen im Internet zu gewinnen.
Als ich mich 2015 als Rhetorik- und Kommunikationstrainerin selbständig gemacht habe, bin ich wirklich von Null aus losgelaufen.
Meine Elternzeit war gerade vorüber und ich wusste, dass es schwierig sein würde, weiter in meinem ersten Beruf als Theaterregisseurin zu arbeiten: Die langen Abwesenheiten von zu Hause, die familienunfreundlichen Arbeitszeiten, die wirtschaftliche Unsicherheit …
Zum Glück hatte ich, noch kurz bevor mein Kind kam, mein Zweitstudium in ‚Mündliche Kommunikation und Rhetorik‘ im Fach Sprechwissenschaft und Sprecherziehung abgeschlossen.
Also auf in die Selbständigkeit als Rhetoriktrainerin!
Endlich eine Website online, aber keinen weiteren Plan …
Doch damals hatte ich weder eine Website noch eine Idee davon, wie ich an interessierte Kund:innen kommen sollte. First things first – mit dem wunderbaren Onlinekurs von Ricarda Kiel habe ich meine Website schließlich selbst erstellt.
Ich war so stolz, als sie endlich fertig war – und hatte gleichzeitig die größten Sichtbarkeitsschmerzen! Denn ab dem Klick auf ‚Veröffentlichen‘ konnten ja Menschen, richtige Menschen, auf meine Website kommen – und sich ansehen, was ich anzubieten hatte. Und vielleicht auch eine Meinung dazu haben …
Schnell stellte sich für mich heraus, dass eine Website zwar ein wichtiger Meilenstein für die Online-Sichtbarkeit ist, aber deswegen die Menschen noch lange nicht Schlange stehen.
Langsam gewöhnte ich mich an die Möglichkeit von Sichtbarkeit im Internet. Und dann wollte ich etwas tun, um von mehr Menschen online gefunden zu werden.
Überall dabei, doch nirgends richtig glücklich.
Ich legte mir Profile bei Facebook und Xing an, ich checkte Twitter aus und informierte mich, was auf Pinterest so ging. Später kamen dann noch Instagram und für eine sehr kurze Zeit auch LinkedIn dazu. Wie so viele versuchte ich, überall auf Social Media präsent zu sein – und war doch nirgends richtig glücklich und zu Hause.
Denn sehr schnell bemerkte ich, dass ich, wann immer ich Social Media benutzte, ins Vergleichen rutschte. Wo immer ich war, waren schon andere, mit deren Themen ich Schnittmengen hatte oder die auf den ersten Blick etwas Ähnliches anzubieten hatten.
Das führte dazu, dass mein innerer Druck immer größer wurde – und ich gleichzeitig immer unproduktiver und verzagter wurde.
Schreiben für den Blog machte Freude und Pinterest funktionierte als Traffic-Maschine.
Ein einziger Kanal entwickelte sich für eine gewisse Zeit zu einem Selbstläufer für mich: Pinterest. Da ich auf Social Media ja etwas Neues teilen und so die Menschen auf meine Website bringen wollte, hatte ich nämlich zu bloggen begonnen.
Auf Pinterest postete ich meine Blogartikel in Pin-Form und einige brachten Unmengen von Leser:innen auf meinen Blog.
Eine Zeitlang war Pinterest, bis der Algorithmus umgestellt wurde und es immer schwieriger wurde, organischen Traffic damit zu generieren, mein wichtigster Marketingkanal.
Doch so entdeckte ich auch, was ich am allerliebsten für mein Business an Marketing-Aktivitäten mache: Blogartikel schreiben. Und das führte schließlich zu einer ersten, wichtigen Entscheidung.
Als ich nämlich wieder einmal alle Bälle der Selbständigkeit gleichzeitig in der Luft halten wollte und dabei doch gefühlt so gar nichts weiterbrachte und immer frustrierter wurde, klagte ich einer lieben Freundin mein Leid.
Die entscheidende Frage, die alles veränderte
Sie stellte mir die entscheidende Frage: „Wenn du nur eine einzige Sache für dein Unternehmen machen würdest: Was machst du?“
Ich antwortete: „Ich würde Blogartikel schreiben.“
Und sie so: „Dann gebe ich dir hiermit die Erlaubnis, genau das zu tun.“
Klingt seltsam, dass ich damals die ‚Erlaubnis‘ von außen brauchte? War aber so.
Ich war so unsicher mit all dem, was ich scheinbar tun musste, um erfolgreich selbständig zu sein, dass ich dankbar auf diese klärende Stimme hörte.
Marketing durch Blogartikel und SEO
Und von nun an konzentrierte ich mich in meinem Marketing aufs Schreiben von Blogartikeln. Mittlerweile sind seit 2016 so über 130 zusammengekommen – und es werden stetig mehr.
Die Artikel drehen sich um Rhetorik und Kommunikation in all ihren Facetten und sind eingeteilt in 5 Kategorien: Rederhetorik, Gesprächsrhetorik, Sprechängste überwinden, gendertypische Kommunikationsmuster und Körper & Stimme. In einer weiteren Kategorie ist Platz für alles, was mich rund um mein Business beschäftigt.
Ziel: 12 neue Blogartikel pro Jahr
Meine Zielmarke sind derzeit 12 neue Blogartikel pro Jahr – und ich freue mich über alles, was ich darüber hinaus noch schaffe. Und das Beste daran: Das Blogartikel-Schreiben halte ich seit Jahren kontinuierlich und verlässlich durch! Denn langfristiges Denken ist ja auch hinsichtlich nachhaltigen Marketings sinnvoll.
Manche Blogartikel benötigen einiges an Recherche – und andere fließen einfach so aus mir heraus.
Nach der Entscheidung, mich in meinem Marketing vor allem auf das Schreiben von Blogartikeln zu konzentrieren, ging mir das Schreiben immer leichter von der Hand – und auch rund um SEO konnte ich mir immer mehr Wissen aneignen.
Denn nachdem Pinterest seinen Algorithmus umgestellt hatte, war mein Ziel, mit meinen Blogartikeln in der organischen Suche z.B. auf Google ganz oben zu erscheinen.
Mittlerweile kommt der Löwenanteil meines Traffics über Suchmaschinen.
Eine letzte Runde auf Social Media
Doch so ganz war ich auch nach dieser Entscheidung für den Blog-Schwerpunkt noch nicht mit Social Media durch. Noch immer gab es irgendwo in mir drin diese Stimme: „Aber das braucht man doch …“
Also fing ich 2020 auch mit Instagram an. Anderthalb Jahre und 60 Beiträge später hörte ich entschlossen wieder auf. Den Account gibt es noch, aber ich poste seit Mitte 2021 nichts Neues mehr.
Bei dieser Entscheidung geholfen hat mir ein Coaching, bei dem ich all meinen Instagram-Frust thematisieren und auf meine Intuition hören konnte. Und die sagte mir innerlich ganz klar: „Lass das. Instagram bringt dir keine Freude. Hör einfach auf damit.“
Was war das für eine Erleichterung!
Nachdem ich mir monatelang erzählt hatte, dass Instagram ‚schon wichtig‘ wäre und ich das ‚einfach tun‘ müsse, hörte ich von einem Tag zum anderen damit auf. Und es passierte – nichts. Die Einzeltrainings wurden genauso weiterhin gebucht wie die Seminare – und auch am Traffic auf meine Website veränderte sich nichts.
Ciao, Social Media! Ab jetzt gehen wir wirklich getrennte Wege.
Nachdem ich Instagram verlassen hatte, ging es weiter: Ich löschte mit einem inneren Triumphgefühl Facebook, Xing und LinkedIn.
Meinen Pinterest-Account gibt es weiterhin und einige Pins bringen weiterhin neue Leser:innen auf meine Website. Ich lasse ihn also weiterlaufen und nehme den Traffic von dort mit. Doch ich poste da nichts Neues mehr und versuche auch nicht mehr, neue Pins dort zu pushen.
Heute setze ich in meinem Marketing nicht mehr auf Social Media, sondern auf meinen Blog und auf meinen Newsletter. Für diese beiden Kanäle zu schreiben, fühlt sich selbstbestimmt und freudvoll an.
An manchen Tagen, wenn keine Trainings anstehen, freue ich mich schon am Morgen auf das Schreiben. Es ist meine Art, über Dinge zu reflektieren und mir gewisse Themen neu zu erarbeiten. Und mit jedem neuen Blogartikel habe ich die Gewissheit, dass meine Sichtbarkeit im Internet auch steigt.
Schreiben als meine Strategie, online sichtbar zu sein.
Doch lange Zeit war mir gar nicht bewusst, dass das, einfach Schreiben, eine wirkliche Strategie für Marketing ohne Social Media sein kann. Ich bin anfangs einfach dahin gegangen, wo für mich die Freude und auch eine gewisse Leichtigkeit im Tun waren.
Wirklich ‚geklickt‘ hat es erst, als ich im Internet Alexandra Polunin wiederbegegnet bin, die damals rund um die Hochphase von Pinterest auch sehr aktiv auf dieser Plattform war.
Mittlerweile hatte Alex ebenfalls Social Media den Rücken gekehrt und unterstützte Selbständige dabei, ohne soziale Medien online sichtbar zu werden.
Für unsere jeweiligen Blogs interviewten wir einander gegenseitig – und einige ihrer Fragen an mich haben nun auch Eingang in ihr neues Buch ‚No Social Media – und wie dein Marketing trotzdem gelingt‘ gefunden; und zwar im Abschnitt ‚Suchmaschinenoptimierung‘. Darauf bin ich natürlich sehr stolz!
Ohne Social Media erfolgreich selbstständig: So gelingt’s.
Alexandras Buch ist wunderbar strukturiert aufgebaut und ein mutmachender Leitfaden für alle, die ohne Social Media selbständig sein wollen. Denn sie versteht wirklich, wie es ist, keine Lust auf Social Media zu haben – und was es für Alternativen für Selbständige gibt.
Doch bevor es um Alternativen geht, ist es erstmal wichtig, eine informierte Entscheidung für oder gegen Social Media treffen zu können. Den hellen Seiten von Social Media stehen nämlich mindestens genauso viele dunkle Seiten gegenüber.
Einige habe ich in diesem Blogartikel auch schon angesprochen und selbst erlebt: Das ewige Vergleichen, die Unlust, die möglichen Auswirkungen auf die mentale Gesundheit oder den Eindruck, niemals wirklich Feierabend zu haben, weil erst noch der nächste Beitrag gepostet werden muss.
Es gibt so viel mehr als Social Media.
Alexandra Polunin gibt in ihrem Buch Entscheidungshilfen, ob Social Media wirklich zu dem jeweiligen Unternehmen passt und beleuchtet die verschiedenen Punkte der Customer Journey, der Kundenreise. Besonders ausführlich beschreibt sie dann eben die verschiedenen Alternativen zu Social Media (von Website über Blog und Podcast bis zu Kooperationen).
Danach entzaubert sie einige Mythen rund um den vermeintlichen Nachteil, nicht auf Social Media zu sein – und verschiebt den Fokus sogar auf den Wettbewerbsvorteil, den es bedeuten kann, das ohne Social Media selbständig zu sein. Schlussendlich heißt es ‚Bye-bye, Social Media‘ und sie gibt Tipps, wie der Ausstieg ganz konkret gelingt.
Das Buch liest sich sehr leicht und gleichzeitig ist auf jeder Seite zu spüren: Alexandra hat das Thema wirklich durchdrungen und kann dadurch Leser:innen mitnehmen zu einer neuen Sichtweise auf Social Media.
Mir hat sie in jedem Fall an sehr vielen Punkten aus der Seele gesprochen – und ich habe einige Strategien wiedererkannt, die ich in den letzten Jahren bereits für mein Business angewandt habe.
Für alle, die erste Schritte zu einem Marketing ohne Social Media gehen wollen oder mit Social Media hadern, ist es eine klare Empfehlung.
Passen Social Media zu dir und deinem Unternehmen?
Ganz besonders inspirierend fand ich einige Fragen, die Alexandra in dem Kapitel ‚Passen Social Media zu meinem Unternehmen‘ stellt.
Ich halte sie für entscheidend – und versuche auch, sie mir immer wieder aufs Neue zu stellen, um meine Strategien rund um mein Business anpassen zu können:
Wo liegen deine Stärken? Welche Tätigkeiten machen dir Spaß und bringen dich so richtig in Flow?
Welche Strategien hältst du aufgrund deiner Ressourcen (Zeit, Geld, Energie) auch langfristig und mit Leichtigkeit durch?
Was ist dein Warum – für oder gegen Social Media?
Geh dahin, wo die Freude ist.
Für mich beantworte ich diese Fragen so: Artikel für meinen Blog zu schreiben macht mir viel Freude, dabei komme ich in einem Flow-Zustand.
Schreiben fällt mir deutlich leichter, als mich ständig nach außen, z.B. in Video-Reels, präsentieren zu müssen.
Ich will (Unlust! Widerstand!) und ich kann (Zeit! Gesundheit!) nicht ständig auf Social Media präsent sein. Für mich ist es einfacher und ressourcenschonender, einen Tag lang fokussiert an einem Blogartikel zu schreiben, als täglich wieder aufs Neue für Social Media aktiv zu werden. Und das eben ganz langfristig: So sind über 130 Blogartikel in den vergangenen 8 Jahren entstanden …
Lass alles sein, wozu du dich täglich zwingen musst.
Und mein Warum gegen Social Media: Ich will in meinem Business Dinge tun, die mir leicht fallen, Freude machen, Energie zurückgeben.
Es ist ein Versprechen an mich selbst: Ich höre auf mit allem, was sich schwer und falsch anfühlt und bei dem ein großes ‚MÜSSEN‘ dahintersteht. Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass daraus nichts Gutes und Nachhaltiges entsteht.
Und schließlich bin ich mit meiner inneren Zufriedenheit, jetzt und auf lange Sicht, die wichtigste Ressource für meine erfolgreiche Selbständigkeit; ohne Social Media.
Sieh dich nach den Alternativen zu Social Media um.
Wenn dir Social Media Freude machen: Yeah, go for it!
Wenn du dich jedoch täglich aufs Neue überwinden musst, etwas zu posten oder dein Gesicht in die Kamera zu halten, dann läuft etwas schief. Dann ist es vielleicht schlauer, wenn du dich nach Alternativen umsiehst. Es gibt sie.
Ein Blog kann eine wunderbare Möglichkeit sein für alle, die gerne schreiben. Manche gehen im persönlichen Kontakt besonders auf, dann sind etwa Netzwerkveranstaltungen das richtige Mittel, den eigenen Kreis immer mehr zu erweitern.
Podcasts als Marketingkanal für alle, die gerne sprechen
Und natürlich gibt es auch noch Podcasts, für alle, die gerne sprechen und etwas über ihre Expertise erzählen wollen. Gerade Podcasts sind aus rhetorischer Sicht sehr spannend: Obwohl ich aus Zeitgründen noch keinen eigenen gestartet habe, war ich schon in einigen zu Gast.
Und als Rhetoriktrainerin habe ich schon viele Menschen dabei begleitet, ihr Sprechen, die stimmliche Wirkung und die Struktur ihres Erzählens für ihren Podcast zu polieren. Für noch mehr kraftvolle Stimmen, die sich online sprechend zu Wort melden!
Mut für den Abschied von Social Media
Ich hoffe, meine Geschichte rund um meinen Social-Media-Abschied und der Blick auf die Alternativen haben dir Mut gemacht.
Ich habe den Schritt weg von Social Media nie bereut - ich feiere hingegen das Mehr an Freude und Autonomie, das ich ohne Social Media gewonnen habe.
Und gerade darum geht’s doch in einer erfolgreichen Selbständigkeit, oder?